Wer hier selbst fahren möchte, der muss also noch mal eine Führerscheinprüfung machen. 100 Fragen in 45 Minuten. Immerhin gibt es inzwischen eine "chinglische" Version. Und wer im Test 90% oder mehr der Antworten richtig hat, darf sich den "Lappen" mit nach Hause nehmen. Zu lernen sind 900 Fragen. Doch für den Gewinn der größeren Mobilität sind das durchaus Kosten, die man zu investieren bereit ist...
Nach der Entscheidung geht die nervenaufreibende Prozedur dann jedoch erst richtig los. Zunächst sind nämlich noch ein paar größere (oder kleinere) bürokratische Hürden zu nehmen:
- Drei Monate vor dem Auslaufen der Aufenthaltsgenehmigung darf man keine Führerscheinprüfung machen. Es empfiehlt sich also, nicht zu lange zu warten, da sonst VOR der Beantragung des Führerscheins eine VORZEITIGE Verlängerung der "residence permit" nötig ist. Dies kann aber auch reibungslos und unerwartet schnell von statten gehen...
- Passbilder schießen lassen. - Auch das ist noch relativ unproblematisch...
- Übersetzung des deutschen Führerscheins ins Chinesische... Und hier können dann schon die ersten Probleme auftauchen. Möglicherweise hat der Übersetzer Schwierigkeiten, die Führerscheinnummer korrekt abzuschreiben (möglicherweise ist die Kopie schwer lesbar - aber statt zu fragen kann man ja auch mal raten). Und ganz möglicherweise fällt dieses Missgeschick nicht sofort nach Übergabe der Dokumente auf...
- Health Check: Der KfZ-Führer in spe muss schon unter Beweis stellen, dass er die physischen Voraussetzungen zum führen eines Fahrzeuges besitzt. Hierzu werden die Dienste eines lokalen Krankenhauses anempfohlen. Nicht immer funktioniert auch die Kommunikation zwischen Landsmännern und -Frauen reibungslos und so kann´s schon mal passieren, dass der zu Untersuchende "lao wai" zuerst beim Health Check für die Arbeitserlaubnis landet... Bu hao yisi! (Wie peinlich!) Aber: Sie müssen für den Führerschein einen ANDEREN Health Check machen....
- Anmeldung für die Prüfung bei der Polizei. Alle Dokumente müssen vollständig vorgelegt werden.
- Ins Dokument des Health Checks wurde - statt des chinesischen Namens (den man sich einfach irgendwie aussucht!) - der deutsche, im Pass aufgeführte Name eingetragen. UNZULÄSSIG! Ziehen Sie nicht über "Los", sondern begeben Sie sich erneut zum Health Check. Immerhin gibt´s hier den Hinweis, dass man den auch direkt bei der Polizei machen könne. - Leicht entnervter Führerscheinanwärter begibt sich also umgehend zum dritten Health Check des Tages...
- Zurück beim freundlichen Schalterbeamten: Vorlage aller Dokumente. Ausführliche Begutachtung durch den diensthabenden Polizisten. Dann der Hinweis: Führerscheinnummer im Original und in der Übersetzung passen nicht zusammen. Häh? ... Da steht "8" statt "2"... Der Versuch, das ganze auf chinesische Weise zu lösen, scheitert. "Cha bu duo (fehlt nicht viel). Besser das einfach aus und mach Deinen Stempel drauf." - Nee, das geht gar nicht! Das Dokument muss neu erstellt werden. - Emotionaler Ausbruch des Führerscheinanwärters.
Drei Tage später: Die Fehler in den Dokumenten wurden inzwischen ausgebessert und nachdem deren Richtigkeit "confirmed" und "double confirmed" wurde, schafft der Mann es tatsächlich, den Prüfungsraum von innen zu sehen. Das Ergebnis fällt erfolgreich aus. Und seitdem darf er offiziell am Wahnsinn des chinesischen Straßenverkehrs teilnehmen.
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